Articles | Volume 74, issue 4
https://doi.org/10.5194/gh-74-285-2019
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Book review
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06 Nov 2019
Book review |  | 06 Nov 2019

Book review: Klimawandel zeigen, Klimawandel sehen – Zu Eva Nöthens Entwurf einer systematischen Analyse fotografischer Illustrationen des Klimawandels in den Massenmedien

Judith Miggelbrink
Kurzfassung

The article discusses Spiegelbilder des Klimawandel – Die Fotografie als Medium der Umweltbildung, written by Eva Nöthen and published by Transcript. It starts with the methodological concept that is developed by the author as an approach to dissect a corpus of photografic images and their embedding into the respective journal article. This is followed by an attempt to locate Nöthen's contribution into a broader discussion on how individual perception and the will to act with regard to climate change are intertwined. I especially address emotional-affective moments of image perception and the aesthetics of photography.

Dates

Nöthen, Eva: Spiegelbilder des Klimawandels – Die Fotografie als Medium in der Umweltbildung, Transcript-Verlag, Bielefeld, 340 ff., ISBN-13: 978-3-8376-4270-4, EUR 40,00, 2018.

1 Einleitung: Kommunikation über „Klimawandel“

Spätestens seit Greta Thunbergs skolstrejk för klimatet zu einer vielfach kopierten, massenmedial wirksamen Protestform gegen den Klimawandel wurde, werden unsere individuellen konsumptiven Praktiken durchdrungen von einem moralischen Diskurs, der sie in Relation zu globalen Klimaveränderungen stellt. Obgleich sicher noch zu diskutieren ist, ob dem Klimawandel eine dispositive, formierende Wirkung zukommt, so zeichnet sich doch immer deutlicher ab, dass individuelles wie auch kollektives und politisches Handeln zunehmend unter ein Verdikt der Klimaschädlichkeit gestellt und einer darauf ausgerichteten Bewertung unterworfen wird. Einerseits zielt die öffentliche Debatte auf die Bewusstwerdung dessen, was als „Anthropozän“ (Crutzen, 2002) seit Längerem in wissenschaftlichen Kontexten verhandelt wird: der (vermutlich) irreversible Einfluss des Menschen auf das, was als natürliche Voraussetzungen, Grundlagen oder Ressourcen menschlichen Lebens gedeutet wurde, und wie dessen Effekte nun auf Lebensmöglichkeiten zurückwirken. Andererseits zielt die Debatte darauf, individuelles Handeln im Hinblick auf seine kollektive Bedeutsamkeit (neu) zu verhandeln und unter ein Vorzeichen der Responsibilität zu stellen. Diese Responsibilität kann wahlweise das eigene nahräumliche Umfeld (z.B. städtisches Mikroklima), ferne Kulturen (z.B. von Meeresspiegelanstieg bedrohte und teilweise schon zerstörte Inseln) oder die zukünftigen Bedingungen des Lebens und Wirtschaftens (d.h. die Generation der jetzigen Kinder und Jugendlichen und deren Nachfahren) betreffen.

Obwohl seit den 1980er Jahren mit der „Ozonloch-Debatte“ angesichts der dystopischen Szenarien bereits eine gewisse Dringlichkeit zu spüren war, produktive und konsumptive Praktiken zu ändern, ist die öffentliche Krisenwahrnehmung in Bezug auf die klimatischen Verhältnisse und eine damit einhergehende individuelle Responsibilisierung jedoch eher jüngeren Datums. Studien zur Responsibilisierung von Konsument*innen im Hinblick auf die Umweltrelevanz ihrer jeweiligen Konsumentscheidungen gehen davon aus, dass umweltbezogene Einstellungen und Wissen einen wesentlichen Einfluss auf unser Verhalten haben (Wells et al., 2011:828). Daher wird den Formen und Wirkungen der Kommunikation über den anthropogenen Klimawandel durchaus seit längerer Zeit Aufmerksamkeit geschenkt (z.B. Moser, 2010). Dies geschieht primär mit dem Ziel, Defizite der Kommunikation im Hinblick auf eine als notwendige erachtete Änderung individueller Verhaltensweisen (z.B. Konsumentscheidungen), kollektive Orientierungen (z.B. Wertschätzung von bestimmten Formen der Mobilität gegenüber anderen) und politische Entscheidungen (z.B. Implementierung von Anreiz- und/oder Verbotssystemen im Hinblick auf klimarelevantes Handeln) zu identifizieren. Häufig liegt dem die Annahme oder die Hoffnung zu Grunde, dass „gute“ Kommunikation zu „richtigem“ Handeln beiträgt. Haben wir aber – gerade vor dem Hintergrund eines aufklärerischen Impetus einer handlungsrelevanten Umweltbildung – eigentlich schon verstanden, wie über Klimawandel geredet wird, wie er gezeigt wird und wie er so als Gegenstand der Kommunikation geformt wird?

Spiegelbilder des Klimawandels – die im Transcript-Verlag erschienene Druckfassung der Dissertation von Eva Nöthen – stößt genau in diese Lücke. Es handelt sich primär um einen methodisch-methodologischen Vorschlag zur Einbeziehung einer systematischen Interpretation bildlichen – hier: fotografischen – Materials zum Klimawandel in die Umweltbildung. Er baut auf einem an Ulrich Eisels Arbeit zu Naturbildern gewonnenen Argument auf, das behauptet, dass Handlungsabsichten aus Weltverhältnissen folgten (Nöthen, 2018:139 in Anlehnung an Eisel, 2004:94). Dafür wird ein methodisches Repertoire entwickelt, das auf einer umfangreichen Rezeption bildtheoretischer und bildanalytischer Literatur basiert und im zweiten Schritt auf ein Korpus von Artikeln aus Printmedien (hier: Der Spiegel) angewendet wird.

Die Arbeit als einen rein methodischen Beitrag zu betrachten, greift jedoch zu kurz. Schon einleitend zeichnet sich nämlich – wenn auch zaghaft – ein zweiter Zugriff auf das Thema „Kommunikation über den Klimawandel“ ab, der sich an der Frage entzündet, wie Darstellungen zum Klimawandel uns emotional-affektiv berühren. Schon früh legt die Autorin so eine weitere, im Hinblick auf die oben angesprochene aktuelle Responsibilisierung wichtige Spur aus: Sie insistiert nämlich – oftmals eher implizit als explizit –, dass Klimawandel zwar ein Gegenstand der objektiven Welt ist, der sich mit zahlreichen naturwissenschaftlichen Mitteln erfassen, deuten, rekonstruieren und prognostizieren lässt. Er ist aber zugleich und unvermeidlich auch ein Gegenstand, dem wir – weil er wahrnehmungsbezogen ist und Wahrnehmung stets auch affektiv-emotional grundiert und diskursiv vermittelt ist – in einer mehr-als-rationalen Weise gegenüberstehen. Darauf werde ich im dritten Abschnitt dieser Besprechung zurückkommen. Im folgenden Abschnitt diskutiere ich zunächst den methodisch-analytischen Vorschlag, den Eva Nöthen unterbreitet, bevor ich auf die zweite Interpretationsebene zurückkomme.

2 Eva Nöthens Konzeption einer phänomenologisch-semiotischen Bildanalyse

2.1 Das bildanalytische Repertoire

In der aktuellen öffentlichen Debatte dominiert eine bestimmte Weise über Klimawandel zu sprechen: Angesichts der bereits eingetretenen bzw. mit großer Wahrscheinlichkeit eintretenden Folgen – bei einer angenommenen Erwärmung von 1,5 C (Allen et al., 2018) – besteht eine Handlungsnotwendigkeit jetzt und hier. Der Umgang mit dem Klimawandel – Mitigation wie Adaption – ist von unmittelbarer Dringlichkeit. Das zentrale Argument, das die Arbeit begründet und auf das hin die Analysekonzeption entworfen wird, übernimmt Nöthen allerdings aus einer Publikation von Ulrich Eisel. Es besagt, dass „(kommunikativ konstruierte) Natur-Vorstellungen als Bedingungen umweltbezogenen Handelns“ gedeutet werden müssen (Nöthen, 2018:139). Daraus leitet sie die Notwendigkeit ab, die der Pressefotografie eingeschriebenen Naturvorstellungen zu rekonstruieren (ebd.).

Obwohl es in der Geographie – nicht zuletzt dank der langjährigen Arbeit von Gillian Rose (2016) – mittlerweile eine Reihe von Beiträgen gibt, die sich mit der Bedeutung visuellen Materials für die gesellschaftliche Konstruktion sozialer Wirklichkeiten befassen, gibt es kaum auf fachspezifische Anforderungen zugeschnittene methodische Anleitungen. In einschlägigen deutschsprachigen Lehrbüchern zu Methoden (in) der Human- und Sozialgeographie (z.B. Meier et al., 2005; Mattissek et al., 2013) werden keine methodischen Instrumente vorgestellt, die sich auf visuelles Quellenmaterial beziehen; deren Erklärung und Reflexion ist nach wie vor weitgehend beschränkt auf spezielle Publikationen zum Verhältnis von Visualität und Geographie (Schlottmann and Miggelbrink, 2015). Der Fokus der allgemeinen Methodenliteratur liegt stets auf schriftlichem und verschriftlichtem Material – aus Befragungen, aus gedruckten Dokumenten, aus diversen Formen von Interviews usw.; visuelle Methoden finden nur allmählich Eingang (so z.B. in die dritte Auflage von Belina et al., 2018). Letztlich trägt dieser Mangel an manifesten Konzeptionen (auch) dazu bei, dass die Hinleitung zur Analyse des ausgewählten Bildmaterials den größten Teil des Buches einnimmt. Nöthen setzt sich mit der Bedeutung von Bildern als Medien der Raumproduktion auseinander, fasst den aktuellen Stand der Forschung zur medialen Kommunikation über globale Prozesse mit einem Schwerpunkt auf Klimawandel zusammen und entwirft den konzeptionellen Rahmen einer phänomenologisch-semiotischen Analyse. All dies ist notwendig für die exemplarische Analyse, die infolgedessen erst auf Seite 211 beginnt. Um etwas über den massenmedialen Gebrauch von Bildmaterial zum Klimawandel aussagen zu können, bedarf es eines langen Anlaufs.

Tabelle 1Eva Nöthens Vorschlag zur Strukturierung der analytischen Schritte einer phänomenologisch-semiotischen Bild-Umbild-Interpretation (Nöthen, 2018:149, Tab. 4.2).

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Das von Eva Nöthen entwickelte analytische Instrumentarium ist – wie die nachfolgende tabellarische Übersicht zeigt – ebenso gründlich wie aufwändig. Es läuft darauf hinaus, das komplette Bild-Umbild-Korpus – d.h. ein Korpus, der nicht nur die Fotografien selbst umfasst, sondern auch deren Einbettung auf einer gestalteten Zeitschriftenseite – einem fünfschrittigen Verfahren zu unterwerfen, dem noch eine die eigene Positionalität reflektierende Selbstbeobachtung vorgeschaltet und eine synthetisierende Deutung nachgeordnet werden.

Dass es sich um ein sehr umfangreiches Verfahren handelt, ist der Verfasserin durchaus bewusst, wenn sie schreibt:

„Um zu einer Deutung zu gelangen, die dem Bildbegriff eines wahrnehmungsnahen Zeichens in seiner Komplexität gerecht wird, ist es eigentlich erforderlich, alle Analyseschritte zu durchlaufen. Aber auch eine verkürzende Anwendung des Analyseinstruments durch eine Auswahl von lediglich zwei oder drei Analyseschritten kann zu Erkenntnissen führen. In einem solchen Fall ist es jedoch wichtig, vorab das erklärte Erkenntnisinteresse entsprechend zu fokussieren und die passenden Analyseschritte zu wählen.“ (Nöthen, 2018:175).

Im Anschluss an diese Feststellung entwickelt sie eine methodologisch fundierte Modularisierung ihrer eigenen analytischen Konzeption, indem sie aufzeigt, welche Kombination einzelner Schritte – unter Auslassung der jeweils anderen – welche Aussagen ermöglicht (Nöthen, 2018:175–180). Insgesamt diskutiert sie, und zwar durchaus prägnant und jeweils mit einer klaren Frage abschließend, sieben Varianten der Verknüpfung. Denkt man Nöthens Vorschlag in Richtung einer Übersetzung in die Unterrichtspraxis weiter – gleich ob in der Schule oder in hochschuldidaktischen Zusammenhängen – ist diese modulare Reduktion vermutlich ein wesentliches Mittel, um das ausgefeilte, aber etwas sperrige Untersuchungsprogramm zumindest so weit anzupassen, dass exemplarische Analysen mit dann allerdings begrenzter Erkenntnisreichweite durchgeführt werden können.

Irritierend ist allerdings im zweiten Vorschlag der Hinweis, dass Schritt I – der phänomenologische begründete Analyseschritt – und III – die ikonographisch-ikonologische Analyse – „(a)uf den ersten Blick (…) theoretisch kaum vereinbar“ seien (Nöthen, 2018:177). Erst an dieser Stelle wird ein Argument nachgeliefert, das wesentlich früher in der Arbeit als Fundierung der gesamten Konzeption zu erwarten gewesen wäre, nämlich die Feststellung, dass das jeweilige Erkenntnisinteresse doch recht ähnlich sei, da „beide eine Denkhaltung [verlangen], welche die lebensweltlich fundierte Perspektivität des Zeichenerlebens beziehungsweise des Zeichendeutens methodisch kontrolliert mitreflektiert“ (ebd.).

Zu den wesentlichen Ergebnissen hier nur in aller Kürze: Nöthen kann mittels ihrer Bildanalyse u.a. zeigen, dass sich „klassische“ Stereotype wie der Gegensatz zwischen einem Globalen Norden und einem Globalen Süden in der visuellen Kommunikation dahingehend wiederfinden, dass die möglichen Folgen des Klimawandels im Norden mit materiellen Verlusten, im Süden dagegen mit Flucht und Tod assoziiert werden, und damit viel stärker Lebensumstände einzelner Menschen buchstäblich „in den Blick“ geraten. Die visuelle Inszenierung des Südens zielt deutlich stärker auf die Darstellung von Opferrollen und mangelnde Resilienz.

2.2 Visuelle Rekonstruktion von Naturbegriffen

Wie lassen sich nun die bildanalytischen Befunde im Hinblick auf – im Sinne des zentralen begründenden Arguments – handlungsrelevante Naturvorstellungen beziehen? Hierzu schlägt Nöthen folgenden Weg vor: Gesellschaftliche Naturvorstellungen sind aus historisch-sozialen Verhältnissen hervorgegangene Vorstellungen von einem Gegenstand, der uns niemals „unmittelbar“ oder „als solcher“ zugänglich ist, sondern stets nur als semantisch und imaginativ geformter. Drei dieser Formen bzw. „idealtypischen Natur-Begriffe“ legt Nöthen (2018:142–147) – basierend auf einer ideengeschichtlichen Rekonstruktion der mit diesen Naturvorstellungen einhergehenden philosophischen Urteilsformen durch Kirchhoff and Trepl (2009) – ihrer Analyse zu Grunde: Landschaft als Korrelat einer ästhetischen Urteilsform, Wildnis als Korrelat einer ethisch-moralischen Urteilsform und Ökosystem als Korrelat einer theoretischen Urteilsform. Diese drei historisch-gesellschaftlich sedimentierten Formen betrachtet sie als kategoriale Unterscheidungen, die im untersuchten Bildmaterial wiedergefunden werden sollen. Dies geschieht, indem sie anhand der von Kirchhoff und Trepl differenzierten Merkmale visuelle Entsprechungen rekonstruiert, die dann wiederum verbalisiert werden. Die Überlegungen münden in eine sehr umfangreiche und dichte Tabelle „visueller Kennzeichen von Natur-Begriffen“ (Nöthen, 2018:278–280): Für jeden zu erschließenden Naturbegriff wird auf jeder bildanalytischen Ebene angegeben, welche Indizien relevant für die Identifikation des jeweiligen Naturbegriffs sein könnten.

Nöthen schafft auf diese Weise einen bildanalytischen Zugang zu „Natur“, der weit über das Ziel der Bereitstellung eines bildanalytischen Repertoires zum Verständnis von Sichtweisen auf „Klimawandel“ hinausgeht. Obwohl diese methodisch-generalisierenden Ableitungen aus dem Bild/Bild-Umbild-Korpus „Klimawandel“ überzeugend sind, wird die Übertragbarkeit nur kurz angedeutet (Nöthen, 2018:276) – und das obwohl gerade hierhin ja ein wesentlicher bildungswissenschaftlicher und geographiedidaktischer Gewinn gesehen werden könnte, der zudem eine wesentliche Bereicherung des methodischen Repertoires darstellen würde. Für diese Zurückhaltung gibt es meines Erachtens zwei Gründe:

Erstens berührt diese Tabelle ein zentrales methodologisches Problem, und zwar die Frage, als was ein Bild von den Betrachtenden gesehen (eingesetzt, verstanden, rezipiert, kontextualisiert) wird, das heißt in welche kategoriale Ordnung es im konkreten Gebrauch eingefügt wird. Die Bedeutung von Bildern „entfaltet sich“, wie Nöthen (2018:276) zu recht betont, „im Akte des Gesehen-Werdens. D.h. Bedeutung entsteht immer im Prozess – wann dieser beginnt und endet und wie er sich entwickelt, entscheidet sich von Fall zu Fall“. Genau dieser Moment lässt sich aber kaum rekonstruieren. Die als Klammer wirkende Reflexion der eigenen Positionalität versucht diesem Dilemma zu begegnen, wirft aber die Analyse immer auf die Analytikerin zurück.

Die tabellarisch zusammengestellten Merkmale können mithin lediglich – aber das ist schon ein großes Verdienst – Hinweise darauf geben, welcher Naturbegriff aufgerufen wird. Die Zeichen sind aber wiederum nicht eindeutig. Sowohl der von Nöthen stets betonte polysemische Bild-/Zeichenbegriff wie auch der grundsätzlich praxeologische Blick auf die visuelle Kommunikation von Klimawandel gehen, im Gegenteil, von einer grundsätzlichen Mehrdeutigkeit des visuellen Zeichens wie auch von einer stets situativen, vielleicht sogar ephemeren Sinngebung aus. Das Bild trägt die Bedeutung nicht in sich; und scheinbar eindeutige Bilder sind eben das nicht: eindeutig. Sie sind es schon gar nicht im Hinblick auf ihre mögliche appellative Wirkung, auf das, was in Folge ihrer Betrachtung geschehen könnte, wie Susan Sontag in ihrem Essay zur Kriegsfotografie herausgearbeitet hat (Sontag, 2003). Das stellt das interpretative Erkennen eines bestimmten Naturbegriffs im Bild als Voraussetzung umweltbezogenen Handelns vor das grundsätzliche, keineswegs auf diese Arbeit beschränkte Problem, dass eine rein werkimmanente Interpretation gar nicht möglich ist bzw. bestenfalls Spektren von Deutungsmöglichkeiten herausgearbeitet werden können. (Als Werk kommen nicht nur Kunstwerke, Gebrauchsbilder, sondern grundsätzlich alle Arten von visuellen, sprachlichen, gestischen und akustischen Artikulationen in Betracht, die als eine abgegrenzte, zeichenbasierte Handlung aufgefasst werden können.) Welcher der drei idealtypisch skizzierten Naturbegriffe den Moment des Betrachtens (an-)leitet, ob es andere oder diffusere oder sich überlagernde Naturvorstellungen sind, die im Moment des Betrachtens zum Tragen kommen, und ob überhaupt Natur als Referenz des Sehens relevant ist, kann daher nicht geklärt werden. Gleichwohl ist diese tabellarische Zusammenstellung visueller Kennzeichen von Naturbegriffen ein aus meiner Sicht sehr gelungenes Instrument der Bildanalyse, denn es ermöglicht durchaus einen materialstrukturierenden Blick auf ein Bildkorpus – wenn auch „nur“ im Hinblick auf (ein Spektrum von) Deutungsmöglichkeiten, die durch bestimmte gestalterische und kompositorische Elemente nahe gelegt werden.

Der zweite Grund für die Zurückhaltung könnte darin liegen, dass die eingangs aufgestellte und in den „Methodischen Reflexionen“ wieder aufgegriffene These, dass „von in den Bildern erkannten visuellen Repräsentationen von Natur auf deren mögliche Handlungswirksamkeit“ (Nöthen, 2018:277) geschlossen werden könne, sich als höchst problematisch erweist. Nöthen führt dafür zwei Überlegungen an:

Erstens hätte die aus dieser These abgeleitete methodische Entscheidung, von einem definierten Set an Naturbegriffen – Landschaft, Wildnis und Ökosystem – auszugehen, das als kategoriales Schema zur Identifikation von Naturvorstellungen im Korpus dienen soll, die Erkenntnismöglichkeiten eingeschränkt. Zwar sei eine gewisse Einschränkung aus methodischer Sicht sinnvoll, das dreigliedrige Schema verstellte aber, so die selbstkritische Einschätzung, offensichtlich den Blick für andere Naturbegriffe oder -vorstellungen. Das ist insofern nun auch theoretisch problematisch, als die angenommene „Wirkkette“ von einem (konstruierten) Naturverständnis zu einer möglichen Handlungsbereitschaft oder -fähigkeit notwendigerweise „unterbestimmt“ bleiben muss. Welches Naturverständnis würde zu welchem Handeln führen (können) und ist das, was das Naturverständnis ausmacht – ein (bestimmtes) Wissen oder eine (bestimmte) Wertvorstellung – handlungsleitend oder zumindest handlungsinformierend? Und welche Bedeutung haben dann wiederum Bilder für die Prägung dieser Naturvorstellungen? Die Ausgangsthese muss daher differenziert und eingeschränkt werden: „Aussagen darüber“, so Nöthen (2018:277), „wie sich das Sehen der Bilder tatsächlich auf die Prägung von Natur-Vorstellung und die Bereitschaft zum umweltbezogenen Handeln ausprägt, sind auf diesem Weg nicht möglich“. Das allerdings schränkt den Wert der Arbeit keineswegs ein. Dieser liegt primär darin, ein methodisches Werkzeug zur Bild-/Bild-Umbild-Analyse zu entwickeln, und das geschieht auf sehr sorgfältige und beeindruckend umsichtige und differenzierte Weise. Dass daraus keine Folgerungen gezogen werden, die vermutlich eher einer handlungs- und entscheidungspsychologischen Methodologie bedürfen, ist Ausdruck des hohen Reflexionsniveaus der Arbeit.

Kehren wir noch einmal zu Nöthens zentralem Argument zurück: Unser Verhältnis zur Natur ist (unhintergehbar) ein gesellschaftlich vermitteltes. Auch dann, wenn es zutiefst im emotionalen Register des Einzelnen verankert ist, ist es durchzogen mit Vorstellungen, „Ideen“, wie es in geisteswissenschaftlichen Zusammenhängen oft heißt, die wiederum eng damit korrespondieren, von welchen Positionen – im wörtlichen wie auch im übertragenen, sozialen Sinn – wir auf ein „Naturphänomen“ schauen. Solche Positionen sind nicht statisch, sondern vielmehr selbst einem erheblichen gesellschaftlichen Wandel unterworfen, wie v.a. historische Studien zur Aufklärung betonen (Begemann, 1987; Groh and Groh, 1991). Für diese historisch wandelbaren, kontextuell geprägten Formen der Naturaneignung stehen in Nöthens Arbeit die drei idealtypisch präsentierten Naturbegriffe Landschaft, Wildnis und Ökosystem, die je eine bestimmte philosophische Urteilsform beinhalten. Lediglich im Ökosystem ist eine Urteilsform geronnen, die als theoretische bezeichnet werden kann und damit wohl am stärksten durch Kognition geprägt ist. Wildnis und Landschaft sind dagegen ethisch-moralisch bzw. ästhetisch fundiert. (Der kolonialistische Kontext des Wildnisbegriffs als politisch-strategisches Mittel der gewaltsamen Aneignung und Unterwerfung einer vermeintlich ungenutzten und rohen Natur spielt in Nöthens Argumentation keine Rolle.) Keine der drei Urteilsformen adressiert eine primär affektiv-emotionale Beziehung zur Umwelt, wobei alle drei Urteilsformen es meines Erachtens ermöglichen, affektive und emotionale Bezüge aufzudecken. „Wildnis“ wie auch „Landschaft“ gehen mit Konnotationen einher, die (auch) ein emotionales Register bedienen; sie können als Projektionsflächen von Furcht und Angst, Erhabenheit und Unterlegenheit, Geborgenheit und Ausgesetztsein, Sehnsucht, Faszination und Abgestoßensein dienen. Mindestens ebenso relevant wie die Frage, welche Naturverhältnisse im Material angelegt sind, ist mithin die Frage, in welchem Zusammenhang Urteilsform und Handlungsentscheidungen stehen (können).

3 Darf der Klimawandel schön sein? Oder: Worüber im Anschluss an eine Analyse visuellen Materials (auch noch) gesprochen werden müsste

Zu Beginn beschreibt Eva Nöthen (2018:10) ihre eigenen ästhetischen Empfindungen beim Ansehen eines Fernsehberichts über Eisberge, die vor der neufundländischen Küste vorbeiziehen. Sie wäre gern dabei gewesen und hätte gern mit eigenen Augen – nicht vermittelt durch die Linse einer Kamera und nicht vermittelt durch massenmediale Reportagen – diese Eisberge gesehen. Ein nachvollziehbarer, legitimer Wunsch? Dass das gehäufte und im Jahresverlauf frühe Auftreten von Eisbergen an diesem Ort nicht „normal“, sondern Folge und Ausdruck des anthropogenen Klimawandels, ist, wie Nöthen schreibt, Teil ihres Hintergrundwissens, das es ihr ermöglicht, die „faszinierend schönen Aufnahmen von treibenden Eisbergen“ (Nöthen, 2018:10) einzuordnen – was im Fernsehbericht offensichtlich nicht oder nicht in dieser Klarheit geschah (ebd.).

Bevor der analytische Rahmen entwickelt wird, platziert Nöthen ihr Thema damit in einem affektiven und ästhetischen Zusammenhang, der durch einen zentralen Widerspruch gekennzeichnet ist: der Widerspruch zwischen dem Wissen, dass die um diese Jahreszeit an diesem Ort zu beobachtenden Eisberge kein gutes Zeichen sind und dem Genuss eines schönen, erhabenen, majestätischen Anblicks. Der Widerspruch wiederum verweist darauf, dass wir zur sinnlich wahrgenommenen Umwelt nicht nur ein rationales Verhältnis haben, sondern auch ein affektiv-emotionales und dass diese keineswegs kongruent sein müssen. Genuss und Begehren sind auch im Wissen darum möglich, dass das Objekt des Genusses oder des Begehrens Folge eines vermutlich unumkehrbar gewordenen Prozesses ist, dessen Folgen zur Zerstörung zahlreicher Ökosysteme führen und für die Lebensweise vieler Menschen drastisch bis katastrophal werden können. Dieser Widerspruch wird von Nöthen aber nur vorsichtig angedeutet; zunächst bietet der Fernsehbericht lediglich den Anlass, das alltägliche, massenmedial ausgebreitete visuelle Erleben als Ausgangspunkt für geographiedidaktische Problematisierungen zu nutzen.

Der Widerspruch wird vielleicht nur deswegen so sichtbar, weil zum gegenwärtigen Zeitpunkt, im Sommer 2019, der Klimawandel nicht nur zu einem dauerpräsenten Thema massenmedialer Berichtserstattung geworden ist, sondern als (globales wie nationales) politisches Versagen im Angesicht der Katastrophe erscheint. Es sind also nicht einfach schöne Naturbilder, sondern schöne Bilder einer aufziehenden Katastrophe. Darf aber der Klimawandel – oder besser gesagt: darf ein mit dem Klimawandel mutmaßlich kausal verbundenes Zeichen, ein Zeichen, das von der Betrachterin als kausal mit dem Klimawandel verbunden dechiffriert wurde – als schön empfunden werden? Müsste nicht an die Stelle eines positiv konnotierten ästhetischen Empfindens beim Anblick treibender Eisberge eine Reaktion der Empörung angesichts der angenommenen Ursache treten? Zumindest dann, wenn die Betrachterin weiß, dass es einen Zusammenhang zwischen dem visuellen Spektakel und einem anthropogenen Klimawandel gibt? Die Ambivalenz des sich selbst beobachtenden Betrachters eines Bildes von einem katastrophalen Wettergeschehen ist keineswegs eine Ausnahme; Äußerungen wie des Meteorologen Leyser auf wetteronline.de lassen sich vermutlich zu Hauf finden. „Mit einer schwer zu beschreibenden Mischung aus Bangen und Faszination blicken wir Meteorologen derzeit auf den Atlantik, wo Hurrikan FLORENCE mit unvorstellbarer Kraft, aus dem Weltraum betrachtet [sic!] aber auch mit wahnsinniger Schönheit wirbelt und sich unaufhaltsam der Ostküste der Vereinigten Staaten nähert.“ (https://www.wetterdienst.de/Deutschlandwetter/Thema_des_Tages/3335/hurrikan-florence-eine-naturkatastrophe-fuer-die-us-ostkueste, letzter Zugriff: 26.5.2019; die Meldung stammt vom 12.9.2018; Schreibweise des Namens in Versalien im Original). Wissen um die katastrophalen Folgen wie auch das Empfinden von Schönheit aus einer maximal distanzierten Perspektive – gewissermaßen aus einer auf die Spitze getriebenen Überschauperspektive – scheinen diesen unauflösbaren Widerspruch aufzurufen. Birgit Schneider (2018) verweist in einem Essay im Katalog zur Ausstellung Entfesselte Natur. Das Bild der Katastrophe seit 1600 (Hamburger Kunsthalle, 29.6.–14.10.2018) auf das fotografische Werk von Susannah Sayler und Edward Morris: Die beiden Fotograf*innen fotografierten 2008 Hot Spots des Klimawandels und schufen Fotografien, deren ästhetische Qualitäten in der Verbindung von „Pathos, Erhabenheit und Fotografien“ ihnen als „widersinnig“ erschienen seien (Schneider, 2018:101). „Denn wer zum Ziel hat, Menschen zum Handeln zu bewegen“, so fasst Schneider dieses Dilemma zusammen, „für den sind Wirkungen wie Erhabenheit und Pathos kontraproduktiv. Beide Effekte entmächtigen, denn beide stellen die eigene Ohnmacht in Anbetracht einer unvorstellbaren Naturkraft vor Augen“ (ebd.). In diesem Sinne ist gerade die Diskrepanz zwischen dem (scheinbar) unmittelbaren Empfinden der „schönen Bilder“ und der analytischen Zerlegung eine wesentliche Spur, die in Nöthens Arbeit angelegt ist, der aber noch weiter zu folgen wäre.

Die gegenwärtig mediale Präsenz des Klimawandels als politisches Thema ist jedoch durch ein deutlich schmaleres Register von Emotionen gekennzeichnet: Hier sind es Empörung, Wut und Angst, die als notwendige emotionale Treibsätze eines anderen Handelns mobilisiert werden. Allerdings ist der Klimawandel als zentraler und übergreifender Topos einer sozialen Bewegung – sofern man bereits davon sprechen kann – ein sehr junges Phänomen und zudem gar nicht Gegenstand von Nöthens Arbeit.

Nöthen geht es in ihrer Arbeit auch nicht um ein Spannungsverhältnis zwischen Schönheit und Genuss, Faszination und Katastrophe, Empörung und Begehren. Es geht ihr auch nicht um die widersprüchliche Erfahrung zwischen einem „genießenden“ und einem im kognitiv-rationalen Sinne „wissenden“ Sehen.

Dennoch ist das Eingangsbeispiel gerade in dieser Hinsicht aufschlussreich, denn es zeigt dreierlei: Erstens, dass sich die Betrachterin trotz ihres Wissens um die (kausalen) Entstehungsbedingungen der Eisberge nicht einer positiv-affektiven Reaktion auf das Gezeigte erwehren kann. Sie sind schön, ihr Anblick ist so verlockend, dass sie sie unvermittelt sehen möchte. Welche Bedeutung der Zusammenhang von Affekt und Ästhetik im Hinblick auf eine stattfindende, im Bild aber nur indirekte präsente und im eigenen Erleben vermutlich weitgehend abstrakte Katastrophe haben kann, bildet einen wichtigen Subtext der Arbeit. Trotz des Wissens um den Zusammenhang zwischen den Eisbergen und dem Klimawandel wird zunächst einmal kein affektiver Impuls ausgelöst, der in die Richtung eines möglichen Anschlusshandelns deutet, das eben diesen Klimawandel zumindest nicht weiter antreibt. Zwischen „Wissen“ und „Begehren“ klafft eine nicht unerhebliche Lücke. Die immersiven Qualitäten eines Bildes können offensichtlich eine appellative Wirkung in eine Richtung entfalten, die mit dem Zeigen (der Auswirkungen) des Klimawandels nicht intendiert sein muss, nämlich den Wunsch diese Wirkungen selbst und unmittelbar zu sehen. Nöthens methodenkritische Zweifel, die sie bezüglich der Anwendung der Naturbegriffe äußert, lässt sich also durchaus schon früher und als wahrnehmungspsychologische Frage anbringen.

Zweitens lässt sich anhand des Eingangsbeispiels die Frage aufwerfen, inwieweit von aktuellen öffentlichen Debatten diskursive Verschiebungen ausgehen, die die visuelle Perzeption beeinflussen. Die aktuell v.a. von den Fridays-for-Future-Protesten artikulierte Kritik zielt – im Angesicht der drohenden Katastrophe – auf das eigene Begehren, dem nicht nachgegeben werden dürfe, auf Widerstand, der dem Locken auch der schönen Bilder entgegengesetzt werden müsse. In den Vordergrund rückt damit nicht allein die kommunikative Konstruktion von Natur, sondern auch die kommunikative Konstruktion von Moral (vgl. mit einem schon recht frühen Bezug zum Klimawandel Baringhorst, 1999) bzw. von (un-)moralischem Handeln. Aktuell springt vor allem eine Form der gesellschaftlichen Konstruktion von Moral ins Auge, nämlich die Scham und das damit verwandte „schlechte Gewissen“. Beide fungieren als verhaltenskontrollierende Instanzen. Erstere in Richtung einer Tabuisierung und eines entsprechenden Verbergens bislang weithin akzeptierter Verhaltensweisen (z.B. Reisen per Flugzeug statt mit weniger klimawandelwirksamen Verkehrsmitteln), letzteres als Einschränkung des Moments des Genießens einer Sache oder Handlung, von der die/der Genießende weiß, dass sie in irgendeiner Weise „schädlich“ oder „nicht gut“ sein könnte (zur empirischen Untersuchung des „schlechten Gewissens“ im Kontext der Wahrnehmung von Klimawandel vgl. Krapf and Weller, 2013). Das heißt nicht, dass eine sekundäre Betrachtung nicht auch andere Reaktionen hervorrufen könnte; es unterstreicht aber noch mal die Ambiguität des Sehens bzw. des Bildgebrauchs. Es ist nämlich durchaus entscheidend, wie die Betrachtenden im Moment des Betrachtens in die gezeigte Szenerie involviert sind – und das ist sowohl bei Nöthen wie auch in Leysers Beispiel eine Position der Wissenden und zugleich vom Geschehen (vollständig) Distanzierten. Welche Affekte aufgerufen werden und welche Anschlusshandlungen sie begünstigen (oder verhindern), lässt sich jedoch weder aus dem Bildmaterial noch aus der Situation eindeutig ableiten.

Drittens lässt sich die Eingangsbeobachtung von Nöthen weiterführen zur Frage, welche Verschiebungen im Bildgebrauch denn andere Reaktionen und andere Empfindungen auslösen könnten. Welcher Bilder bzw. Bild-Umbild-Kompositionen bedarf es denn, um einen (Verhaltens-)Wandel zu schaffen? Wie kann mit der Diskrepanz zwischen sinnlichem Begehren und möglichem Handeln umgegangen werden? Kann ein Medium wie das Bild, das durchdrungen ist von Ästhetisierungsansprüchen, überhaupt geeignet sein, „direktional“ auf das Handeln von Menschen zu wirken? Darf der Anblick in großer Zahl vorbeziehender Eisberge zu einem Zeitpunkt und an einem Ort, die es nahe legen, dass diese Eisberge Zeichen einer Katastrophe sind, genossen werden? Darf im Wissen um die Ursache der Anblick der Folgen noch als schön empfunden werden? Erst das Wissen, dass es bei diesen Eisbergen um Folge wie auch Zeichen eines für viele Lebewesen wie Lebensverhältnisse katastrophalen Geschehens handelt, lässt eine Diskrepanz entstehen, die den Genuss des Schönen als moralisch verwerflich, zumindest aber als problematisch erscheinen lässt.

4 Fazit

Eva Nöthens Arbeit ist eine methodisch und methodologisch höchst anregende Studie, und zwar aus mehreren Gründen: Zum einen entwirft sie ein schlüssiges Repertoire zur Bild/Bild-Umbild-Analyse, das auch jenseits ihres Fallbeispiels zur Weiterentwicklung visueller Methoden in der Geographie beitragen wird. Zum anderen ermöglicht ihre Arbeit eine seit Langem notwendige Auseinandersetzung mit der Frage, welchen Platz eine mit visuellen Mitteln arbeitende massenmediale Kommunikation in der Justierung eines Diskurses einnimmt, durch die die legitime(n) Weise(n) über Klimawandel zu sprechen, aktuell definiert, verschoben, erweitert und verengt werden.

Unter dem Eindruck der aktuellen Dringlichkeit des Handelns lässt sich Spiegelbilder des Klimawandels als Beitrag zu einem Verständnis des Zusammenhangs zwischen persönlichen und individuellen Dispositionen und gesellschaftlichen Konventionen visueller Kommunikation lesen.

Literatur

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Baringhorst, S.: Solidarität ohne Grenzen? Aufrufe zu Toleranz, Mitleid und Protest in massenmedialen Kampagnen, in: Kommunikative Konstruktion von Moral, Herausgeber: Bergmann, J. and Luckmann, T., Springer, Wiesbaden, 236–259, 1999. 

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